Musikfestival in Lübeck

Die „Hanse-Kogge“ als Staatsyacht

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Zur Eröffnung des französischen Teils des Schleswig-Holstein Musikfestivals hatte sich das Festkomitee etwas Besonderes einfallen lassen – die Regierenden sollten am 17. Juli per Kieler „Hanse-Kogge“ ankommen. Also starteten wir am 14. Juli von unserem Liegeplatz in Kiel mit einer bunt gemischten Crew – acht „Koggianern“ und neun Franzosen – zunächst in Richtung Fehmarn. Guter achterlicher Wind brachte uns nach Heiligenhafen, unserm ersten Etappenziel. Wir hatten Zeit genug, und so segelten wir am nächsten Tag „Fehmarn-rund“ nur bis Burgstaaken und tags drauf bis Neustadt.


In Neustadt stiegen die Franzosen aus. Sie wollten in Lübeck einen kleinen Markt aufbauen, auf dem sie Produkte der Region Angers/Loire und verschiedene historische Handwerke vorstellen wollten. Mit kleinerer Crew ging es nun nach Lübeck, vorbei an den Regattafeldern der Travemünder Woche, bis zum Burgtor-Terminal. Hier erwartete uns ein Ereignis der besonderen Art: Die Kogge mußte die Sicherheitschecks über sich ergehen lassen, ohne die ein Regierungsmitglied offenbar nicht mehr auf Reisen geht.

Mit Tauchern, Suchhunden und persönlichem „Abkitzeln“ waren wir drei Stunden lang in „Quarantäne“. Wir wurden als „sicheres Schiff“ klassifiziert. Unsere illustren Fahrgäste bestiegen ordnungsgemäß per Gangway die Kogge und verließen sie auf dem gleichen Wege. Nicht so der Bundeskanzler, der sowohl beim „Bespringen“ als auch beim Verlassen der Kogge die angebotenen sicheren Verkehrswege unbenutzt ließ.

Unsere Gäste waren u.a. der Bundeskanzler Gerhard Schröder mit Frau Doris, unsere Ministerpräsidentin Heide Simonis mit Mann Udo, der französische Botschafter mit Frau aus Berlin. Auch Bürgermeister Runde und sein Lübecker Kollege Boutellier und ein gewaltiger Troß fuhren zwar nur 0.6 nautische Meilen, das verlangte aber von der Crew und insbesondere vom Skipper beim Passieren der engen Drehbrücke vollste Konzentration.

Unsere Fahrgäste sind so zwar nicht allzu bequem, dafür aber spektakulär zum französischen Eröffnungskonzert in der Lübecker Musik- und Kongresshalle gekommen. Der Crew blieben reichlich Häppchen, französischer Sekt und viele Lübecker Schaulustige, die keine Konzertkarte mehr bekommen hatten. Mit einem „open-ship“ beendeten wir den Tag.

Der Sonntagmorgen sah uns zunächst in der Fußgängerzone, wo wir das „französische Dorf“ aufsuchten und noch einiges vorgeführt bekamen – ein Böttcher, ein Schieferdecker, ein Schablonendrucker, etc. zeigten ihr Können. Mit einigen Häppchen und Wein von der Loire nahmen wir Abschied von „unseren Franzosen“. Der Rückweg führte wieder über Fehmarn. Wir wären mit gutem achterlichen Wind fast bis zum Liegeplatz gesegelt, hätte nicht ein Gewitter einen Winddreher veranlaßt. Das Gewitter selbst gehörte zu der Kategorie: „Die armen Lüüd an Land!“

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